Hausstaubmilben selbst sind harmlos, sie können weder stechen noch beißen und übertragen keine Krankheiten. Trotzdem machen sie regelmäßig rund 18 Prozent der Bevölkerung krank.
Schuld daran sind Allergene, die sich im Milbeninneren, hauptsächlich aber im Kot der kleinen Tiere befinden.
Die Allergie quält besonders, wenn es draußen kalt ist und die Heizungen laufen. Dann sterben die Milben durch die trockene Luft ab, ihre Teilchen gelangen mit dem Staub in Augen und Nase. Die Augen jucken, tränen und sind gerötet. Auch die Nase juckt, läuft oder ist verstopft. Kommt noch Reizhusten hinzu, spricht das für ein zusätzliches allergisches Asthma.
Medikamente lindern die allergischen Beschwerden mal mehr, mal weniger gut. Die Alternative: eine Hyposensibilisierung, auch als spezifische Immuntherapie bezeichnet. Bei der Therapie wird das Immunsystem regelmäßig mit den Allergenen konfrontiert. Es soll sich an die Stoffe gewöhnen und lernen, nicht mehr so stark auf sie zu reagieren.
Bislang war die Hyposensibilisierung oft ein aufwendiges Prozedere. Bei der Standardmethode müssen Betroffene drei bis fünf Jahre lang regelmäßig zum Arzt und sich das Allergenextrakt unter die Haut spritzen lassen. Als zweite Möglichkeit existieren Tropfen, die sich Allergiker selbst unter die Zunge träufeln können. Diese haben jedoch nicht das Zulassungsverfahren für Medikamente durchlaufen.
Für Erwachsene kommt bald noch eine dritte Variante hinzu: Vor einiger Zeit erhielt eine Tablette gegen Hausstaubmilben-Allergie vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die deutsche Zulassung zur Behandlung von 18- bis 65-Jährigen – vorausgesetzt, sie leiden an mittelschwerem bis schwerem allergischem Schnupfen und gegebenenfalls zusätzlich an allergischem Asthma. (Quelle: Aponet)
Wie gut wirkt die Tablette?
Wie gut die Tablette wirkt, hat das Unternehmen bislang in zwei für die Zulassung notwendigen Studien untersucht:
An der einjährigen MERIT-Studie nahmen fast tausend Probanden teil. Alle hatten einen mittelschweren bis schweren allergischen Schnupfen, obwohl sie Medikamente gegen die lästigen Symptome einnahmen. „Die Behandlung mit Acarizax kann im Vergleich zu einem Placebo die Symptome des allergischen Schnupfens verringern“, so eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts. „Gegebenenfalls kann somit auch die Dosis der Medikamente gegen die Symptome reduziert werden.“
Die MITRA-Gruppe mit knapp 830 Teilnehmern litt zusätzlich unter Asthma, das sich trotz eines Kortison-Spray schlecht kontrollieren ließ. „Durch die Behandlung ist es möglich, die Dosis des zu inhalierenden Kortikosteroids zu senken, ohne dass es häufiger zu Asthmaanfällen kommt“, sagt Stöcker. Auch während Infektionen oder bei einer stärkeren Belastung durch Allergene komme es seltener zu Asthmaanfällen.
Eine wichtige Erkenntnis fehlt allerdings noch: Es wurde noch nicht getestet, wie die Tabletten im Vergleich zur Spritzentherapie wirken.
Welche Nebenwirkungen drohen?
Vor allem zu Beginn der Therapie kam es in den Studien zu lokalen Beschwerden wie Schwellungen, Juckreiz, Kribbeln und Taubheitsgefühl im Mund- und Rachenraum. Auch Magenschmerzen, Unwohlsein, Durchfall, Übelkeit, Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Schlucken können auftreten. Bei den meisten Probanden verschwanden die Nebenwirkungen aber nach ein bis drei Monaten oder verloren deutlich an Intensität.
Schwerwiegende allergische Nebenwirkungen gab es in den Studien keine. War die Ersteinnahme beim Arzt unproblematisch, kann die Therapie deshalb zu Hause erfolgen – einmal täglich theoretisch drei bis fünf Jahre lang. Bislang wurden die Tabletten jedoch erst über einen Zeitraum von bis zu 1,5 Jahren erprobt. Deshalb lässt sich aktuell auch nur sagen, dass sie die Beschwerden in dieser Zeit abschwächen. Ob sie die Allergie nach drei bis fünf Jahren vielleicht sogar verschwinden lassen, muss sich noch zeigen.